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Zopf und Rike und die Schweine aus dem Weltraum

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das dreizehnte Kapitel, in welchem eine willkommene Pause mit einer unerwarteten Gesangsdarbietung gekrönt wird

 

„Der Dreck hier schmeckt etwas besser als der vorhin“, sagte Rike als sie sich wieder aufrappelte. Sie hatte trotz all der Strapazen noch ihren Humor behalten. Zopf lachte über diese Bemerkung noch als seine Freundin wieder neben ihm stand und sich den Dreck abgeklopft hatte. Dennoch war er besorgt. Rike war jetzt schon zum dritten Mal an diesem Nachmittag gestürzt. Diesmal war sie über eine kleine Wurzel gestolpert. Sie war so erschöpft gewesen, dass sie ihr nicht mehr hatte ausweichen konnte. „Besser wäre eine Pause.“ sagte er nachdenklich. Die Beiden waren heute schon sehr lange unterwegs. Und dass sie nicht erst seit heute morgen unterwegs waren, konnte man ihnen mittlerweile deutlich ansehen. Rikes Hose hatte Risse. Ihre Arme und Beine waren zerkratzt und mit blauen Flecken übersäht und Zopfs Zopf stand vor lauter Dreck fast waagerecht vom Kopf ab. „Können wir nicht heute schon früher unser Lager aufbauen? Ich kann wirklich nicht mehr weiter.“ Rike sprach das aus, was auch Zopf dachte und deshalb nickte er nur und beide setzten sich ins weiche Gras am Wegesrand.

Sir William indessen trottete weiter und blieb erst stehen, als Zopf laut und schrill pfiff. Er schaute sich um und schlurfte dann wortlos zurück. Sir William war immer sehr wortkarg, was auch keine große Überraschung war, denn Sir William war ein großes Schwein.

Er war aber nicht irgendein Schwein. Er war das intelligenteste Schwein von ganz Norgrenland und Rike konnte sich gut vorstellen, dass er irgendwann einmal anfangen würde zu Sprechen. Er schaute sie immer so vielsagend an.

Jetzt war er gemeinsam mit ihnen unterwegs und genauso froh über eine Pause, wie die beiden Kinder. Sir William zog nämlich den Gepäckkarren der kleinen Gruppe.

Rike zupfte Zopf am Ärmel und schaute dann Sir William an, da nickte Zopf und löste den einrädrigen Karren vom Schwein. Er sagte: „Lauf nicht so weit weg, wir machen erst mal nur eine kurze Pause!“. Sir William nickte und sie setzten sich in den Schatten eines großen Laubbaumes, während das Schwein sich eine saftige Wiese suchte.

Die drei waren jetzt schon seit fast zwei Wochen unterwegs und man merkte in diesem Landstrich schon den nahenden Sommer. In Norgrenland war es sicher noch nicht so warm. Aber sie waren nicht mehr in Norgrenland und deshalb waren sie auch nicht gefangen worden. Gleich nachdem die bösen Zwillinge und Raburak verschwunden waren, waren Zopf und Rike vom Baum geklettert und durch den etwas versteckt liegenden Nachteingang zurück ins Schloss geschlüpft.

Zopf rannte sofort zu seiner Hütte und weckte Sir William. Rike schlich in die Küche und raffte zusammen, was sie an Vorräten finden konnte. Dann war sie zurück zur Hütte gelaufen. Zopf hatte schon den Wagen fertig gemacht und Sir William stand geduldig und verschlafen mit seiner Last auf dem Rücken herum, während Zopf ein Zelt holte und eine Regenplane und das Werkzeug, dass er für Notfälle immer bereit hielt. Rike warf den Proviant auf die Karre und befestigte den Wasserschlauch mit dicken Seilen. Der Schlauch blieb erstmal leer, denn für das Befüllen war keine Zeit, Wasser gab es unterwegs genug. Sie führten Sir William über weichen Sandboden, damit sein Hufgeräusch die Schlossbewohner nicht wecken würde und keine zehn Minuten später waren sie wieder durch die Nachtpforte verschwunden, diesmal in die andere Richtung. Sofort führte Zopf die kleine Gruppe in den schmalen Bach, damit die Hunde der Verfolger keine Spur wittern konnten. Denn dass sie verfolgt würden, war so gut wie sicher. Sie marschierten so schnell sie konnten los. Nach wenigen hundert Metern verließen sie den Bachlauf wieder. Dafür wählten sie eine steinige Stelle, damit sie keine Spuren hinterließen. Zopf und Rike hofften, dass die Verfolger nicht damit rechnen würden, dass sie sobald schon wieder ans Ufer des Baches gehen würden. Sie liefen geradeaus über die große weite Ebene, weil sie wussten, dass auch hier kaum Spuren zu sehen sein würden. Der Nachteil dieser Ebene war, dass sie sehr groß war und außerdem vom Schloss überblickt werden konnte. Aber genau hierin sahen die flüchtenden Kinder ihren Vorteil. Keiner würde vermuten, dass sie so tollkühn wären, über diese riesige Ebene zu fliehen. Sie mussten nur sehr schnell sein, denn in wenigen Stunden würde die Sonne aufgehen und die Ebene erstreckte sich noch viele Meilen vor ihnen, bis weit, weit draußen ein lichter Wald folgte und anschließend ein schroffes Gebirge. Dahinter war die Welt, wie Zopf und Rike sie kannten, zu Ende. Ihre Ausflüge aus dem Schloss in die Umgebung hatten bisher meist in die andere Richtung geführt, denn dort war es schöner und bequemer zu reisen. Rike war natürlich schon einige Male bei ihrem Onkel auf der Rabenburg gewesen. Das letzte Mal erst vor wenigen Monaten und wie sie jetzt wusste, war ihre Mutter damals auch auf der Burg gewesen, aber als Gefangene. Zopf hatte sie damals begleitet und natürlich ihr Vater und einige seiner Männer.

Jetzt war es jedoch alles andere als eine bequeme Reise. Im Dunkeln stolperten sie über die große Grasfläche. Sie stachelten Sir William an, nur schnell zu laufen, damit sie die Ebene bis zum Sonnenaufgang durchquert hätten. Das schlaue Schwein ahnte wohl, dass es schnell gehen musste, denn es legte ein hurtiges Tempo vor. Zopf und Rike liefen hinter dem Wagen und immer im Wechsel versuchte einer von ihnen, das Gras, das durch das Wagenrad niedergedrückt wurde, wieder aufzurichten. Gott sei Dank gab es nur wenig Gras zwischen den ausgedehnten steinigen Flächen. Die Kinder hofften, dass Sir William durchhalten würde, aber sie halfen ihm auch und schoben abwechselnd den Karren mit. Am Ende wurde es sehr knapp und wenn nicht die Ebene nach einiger Zeit leicht abgefallen wäre und auch die Steine etwas weniger geworden wären, dann hätten sie es sicher nicht geschafft. Sie schauten sich nicht um, sondern hasteten und stolperten durch die Nacht, die langsam immer heller wurde. Als sie den Waldrand erreicht hatten war es schon sehr hell. Zu hell, fand Rike. Sie drehten sich um und konnten gegen die aufkommende Dämmerung deutlich Schloss Galdusar sehen. Es sah wunderschön und majestätisch aus. Die Kinder hätten es dennoch lieber nicht gesehen. „Man kann uns genauso gut sehen, wie wir das Schloss sehen“, keuchte Rike noch ganz außer Atem. Zopf schnaufte auch erstmal durch, dann sagte er: „Ich glaube, vom Schloss aus sieht man nur den dunklen Waldrand. Wir sind wahrscheinlich nicht zu sehen gewesen. Leider bin ich mir da nicht so sicher. Lass uns schnell was frühstücken und dann weiterziehen“. Obwohl sie ganz bestimmt keinen Bissen runterbringen würde, stimmte Rike zu. Sie brauchte mindestens eine kleine Pause. Außerdem hatte sie Durst. Aber dann fiel ihr ein, dass sie noch kein Wasser im Schlauch hatten. Sie aß also nur einen Apfel und setzte sich auf den weichen Waldboden, mit dem Rücken an eine junge, biegsame Birke gelehnt. Zopf hatte allerdings richtig Hunger. Er aß einen Kanten Brot und eine dicke Scheibe Käse. Auf einmal guckte er ganz erschreckt und meinte: „Ich sollte etwas sparsamer mit unseren Vorräten sei. Wer weiß, wann wir wieder neuen Proviant finden“. Plötzlich duckte er sich und zog auch Rike zu sich herunter, hinter ein Gebüsch. Über die weite Ebene galoppierte ein Reiter parallel zum Waldrand. Er blickte zum Wald aber er ritt mit strammem Tempo weiter. Es war einer der Wachleute. „Man sucht schon nach uns“, sagte Zopf. „Aber ich glaube nicht, dass man uns hier vermutet. Dafür ist der Wachposten viel zu schnell geritten“ antwortete Rike. „Vielleicht will man erst hinten am Bach suchen und später erst da gucken, wo es nicht so wahrscheinlich ist“. Die beiden Kinder waren unruhig geworden. Sie wussten, dass sie jetzt weiter mussten. Erst durch den Wald, dann ins Gebirge und dann weit, weit weg. Der Wald war nicht groß. Am Mittag schon hatten sie den anderen Waldrand erreicht. Jetzt hatten sie die weite Ebene und den Wald durchquert. Ab jetzt war alles was sie betraten Neuland für sie. Bis hierhin waren sie schon einmal gelangt, allerdings gemütlicher auf zwei kleinen Pferden, mit Satteltaschen voller leckerem Proviant und in Begleitung von einem jungen Wachoffizier, dem es zu Beginn des Ausfluges sichtlich peinlich war, auf die Königstochter aufpassen zu müssen. Später war er allerdings lockerer geworden. Er hatte bald gemerkt, dass Rike keine normale Prinzessin war und Zopf spielte sowieso öfter mit den Kindern der Wachleute und kannte den einen oder anderen der Wache deshalb. „Dort hinten“, hatte der Wachoffizier Dolfram damals gesagt, „dort hinten ist Norgrenland fast zu Ende. Jedenfalls der bewohnte Teil. Das Gebirge ist schön aber schroff, dort ziehen im Sommer nur ein paar Hirten mit ihren Schafen oder Ziegen durch, ansonsten ist es unbewohnt. Danach geht das Reich deines Vaters noch einige Tagereisen weiter. Aber eigentlich weiß keiner genau, wie weit. Das Gebiet ist für keinen der Nachbarn interessant und für uns auch nicht. Es soll da sogar Elfen und Zwerge geben. Es ist fast so etwas wie ein Friedensstreifen. Keiner der Nachbarn hegt Ansprüche auf das Land und dein Vater und seine Nachbarn haben sich geeinigt, es sich selbst zu überlassen und erst wenn irgendwer hartnäckig Ansprüche erheben wird, wollen sie sich einigen, wie es mit dem Gebiet weitergeht. Aber eigentlich ist es ein uninteressanter Landstrich“.

Dieser uninteressante Landstrich lag jetzt vor Ihnen und sie entschieden sich, ihn zu betreten. Rike hatte vorher an einem klaren Bach, der sich malerisch durch den Wald schlängelte, schon dafür gesorgt, dass der Wasserschlauch gefüllt wurde und sie hatten im Wald ein paar frühe Beeren gefunden. Sie wollten jetzt essen, was sie unterwegs fanden, um ihre Vorräte zu schonen.

„Auf ins Abenteuer“, rief Zopf und dann zockelten sie los. Das Abenteuer war jedoch erstmal nicht sehr abenteuerlich, denn die versprochenen Zwerge und Feen hielten sich versteckt und Verfolger zeigten sich auch nicht. Zopf und Rike waren in den ersten Tagen sehr vorsichtig, aber als sich nach vier Tagen immer noch keiner für sie interessierte, legten sie die Vorsicht ab und zogen jetzt aufrechter durch das karge Land. Ihre größere Sorge galt nun ihrer Ernährung. Der Karren wurde immer leichter und leichter. Seit einigen Tagen hatten sie angefangen, Pflanzen zu essen und auch nach den kleinsten grünen Flecken Ausschau zu halten. Immerhin kannten sie einige Naturkräuter und im Zweifel ließen sie Sir William dran schnuppern. Das war jedoch ziemlich riskant, denn das Schwein fraß dann schnell davon und für sie blieb nicht viel übrig. Also trauten sie sich manchmal doch, vor dem Schwein zu naschen, mit dem Erfolg, dass sich Rike einen heftigen Durchfall zuzog. Das war ihr doch recht peinlich, denn eine Prinzessin, die alle hundert Minuten mal musste, war auch ihr nicht recht, obwohl sie auf das Prinzessin-Sein nie so viel Wert gelegt hatte und im Moment schon gar nicht. So kam es, dass sie mechanisch immer weiter stapften und irgendwann gar kein Auge mehr für die Landschaft um sie herum hatten, sondern immer nur auf den Boden und in die Sträucher guckten.

Fast zwei Wochen waren mittlerweile vergangen. Rike hatte keine Lust mehr, weiterzuziehen und auch Zopf war sich ziemlich sicher, dass man auf Schloss Galdusar nicht mehr viel Hoffnung hatte, die Beiden noch lebend zu finden.

„Wir sollten uns irgendwo niederlassen. Ich hätte gerne eine versteckte Hütte, wo man nachts nicht nass wird und ich würde mich gerne mal ein paar Wochen ausruhen, bevor es weitergeht“. Rike hatte schon Pläne für die Zukunft und gemeinsam mit Zopf hatten sie unterwegs immer wieder überlegt, was zu tun wäre.

Rikes Vater und Mutter mussten schließlich befreit werden. Dafür brauchten sie Hilfe und die gab es hier nicht.

Die bösen Pläne, von denen sie auf dem Birnbaum gehört hatten, waren jetzt sicher schon umgesetzt worden. Das hieß, Knut der ganz Starke wäre jetzt schon in der Verbannung.

Der Ort, an den er verbannt worden war, war wahrscheinlich der erbärmlichste Platz in der Rabenburg. Raburak wollte seinen eigenen Bruder in den Kerker seiner Burg werfen. Das hatten sie so gehört und sie zweifelten keinen Augenblick daran, dass es Raburak mit Hilfe der geheimnisvollen Doppelgänger gelungen war. Wie sehr wünschte sich Rike, sie hätte Nachrichten über das Schicksal ihres Vaters. Sie hoffte sehr, dass er und ihre Mutter noch lebten.

Jetzt, da der böse Raburak an der Macht war, hatte sich sicherlich auch das Leben aller Norgrenländer geändert, denn Raburak war gemein und habgierig. Und er war auch sehr einfallsreich. Die Ideen, wie er den Untertanen von König Knut möglichst viele Steuern abpressen konnte, würden ihm so leicht nicht ausgehen.

Seit sie ihr Schloss verlassen hatten, lebten sie also wie umherziehende Nomaden und jetzt saßen sie am Wegesrand und machten mal wieder eine Pause. Ihre Stimmung war zuerst von Tag zu Tag schlechter geworden, und jetzt, da sie schon so lange unterwegs waren, wurde es ihnen immer langweiliger. Es war immer schon vorher klar, was der nächste Tag bringen würde. Schließlich war ihnen fast alles egal. Sie  hatten noch nicht einmal gemerkt, dass es jeden Tag ein bisschen wärmer geworden war und die Landschaft immer angenehmer und lieblicher.

Vielleicht hatte die Sonne sie ein wenig milder gestimmt, vielleicht war es auch die Erschöpfung, weswegen sie genauer in die Welt guckten, um noch nicht weiterziehen zu müssen. Jedenfalls bemerkten sie jetzt erstmals bewusst, dass die schroffen Felsen sanften Hügeln gewichen waren und die Wälder Platz gemacht hatten für satte Wiesen, getupft mit bunten Blumen. Dort hinten war ein kleiner See und weiter links ein großer Hügel, der fast wie eine Halbkugel aussah.

„Können wir nicht jetzt schon einen Platz suchen, an dem wir bleiben? Ich kann nicht mehr und wir sind doch schon weit weg.“ Rike hatte einen flehenden Ausdruck im Gesicht und aus ihrem linken Auge tropfte eine kleine Träne. Zopf kannte sie so nicht. Sie war doch sonst immer so stark. „Du hast recht, wir suchen uns jetzt einen schönen Platz. Aber ich möchte nicht den ersten besten nehmen. Wenn wir uns einmal niedergelassen haben, bleiben wir dort auf jeden Fall länger. Und da soll es dann auch so sein, dass wir uns wohlfühlen.“

Rike fiel ihm vor Freude um den Hals. Sie wusste, dass er meistens genauso dachte wie sie - aber er war stur. Bis er zugab, dass er die gleichen Gedanken hatte wie seine Freundin, musste schon ziemlich viel passieren.

Sie schien zwar im Augenblick sehr traurig zu sein, aber in ihren Augenwinkeln blitzte schon wieder die Lebensfreude. Ihr Aussehen war nach der langen Wanderung hauptsächlich verwegen und dreckig. Das war, weil sie und Zopf seit drei Wochen nicht mehr gebadet hatten. Außer dem einen Mal natürlich, als sie in der wilden Drachenstrom-Furt, dem einzigen Übergang weit und breit über den unberechenbaren Drachenstrom, ausgerutscht waren, weil sie Sir William wieder auf den rechten Weg bringen mussten. Wenn das Schwein mit dem Lastkarren abgeglitten wäre, dann wären alle Vorräte nass geworden, und ob sie den Zunder und die Feuersteine aus dem Gepäcksack jemals wieder hätten verwenden können? – Wer weiß. Da war ein Bad im kältesten Strom Norgrenlands noch das kleinere Übel.

Die Prinzessin und der Erfinder saßen jetzt also im weichen Gras und betrachteten nachdenklich die Landschaft. Aber nicht lange, dann begann Rike wieder mit einer Klage:

„Das ist so hundsgemein, was Stich mit meinem Vater gemacht hat. Und wir haben es nicht gemerkt und wenn wir das auf dem Baum nicht gehört hätten, würden wir immer noch denken, Knut der ganz Starke hätte einen Sockenschuß“. Zopf vermutete Zauberei mit Kräutertränken dahinter und obwohl Rike nicht an Zauberei und Magie glaubte (Zopf sagte dazu: „Du musst doch dran glauben, deine Ur-Großmutter ist noch auf Besen geflogen, die ihre Flugkraft durch Drachenblut erlangt hatten.“), konnte sie sich nichts denken, was es sonst hätte sein können, außer böse Zauberei. Ihr Vater war der beste König gewesen, den man sich überhaupt vorstellen kann. Und dabei benahm er sich gar nicht wie ein König, und er sah auch nicht so aus. Manchmal mischte er sich unter das Volk und sprach mit den Leuten. Und in seiner einfachen Kleidung und mit seinem freundlichen Wesen war er ein gern gesehener Gast bei seinen Untertanen gewesen. Er wusste immer, wo den Leuten der Schuh drückt. Und dann diese Veränderung. Rike und Zopf waren ganz in ihre düsteren Gedanken versunken. Plötzlich lachte Rike laut auf. „Was ist?“ rief Zopf erschrocken. Da wurde aus Rikes Lachen auch schon wieder ein leises Seufzen: „Es ist lustig und traurig zugleich. Weißt du noch, wie er mal abends spazieren ging und an einem Lagerfeuer vorbei kam? Nein? Also – die Bauern da am Feuer feierten ein Geburtstagsfest und da sagte einer von ihnen, Vater solle dieses kleine Kind hier mal festhalten, er wolle die Suppe umrühren, und drückte ihm ein nacktes Baby in die Hand. Einen Augenblick später pinkelte das Kind ihm in hohem Bogen ins Gesicht. Und erst da erkannten sie den König. Das war denen vielleicht peinlich. Aber Vater hat nur gelacht und ist später Patenonkel geworden.“

Jetzt saßen sie also hier, redeten über die Vergangenheit, genossen ihre Ruhepause und auch den Blick in die Umgebung. Gerade zeigte Rike auf den geheimnisvollen Hügel der so nah bei ihnen war, als sie beide ein melodisches Singen hörten, das schnell näher zu kommen schien. Sofort warfen sie sich dicht auf den Boden, aber als sie in die Richtung der schönen Töne schauten, kriegten sie den Mund nicht mehr zu vor Staunen. Der Sänger, der mit stolzgeschwellter Brust auf sie zukam war niemand anderes als Sir William, das schlaue Schwein.

zum vierzehnten Kapitel  

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