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Zopf und Rike und die Schweine aus dem Weltraum

Das fünfte Kapitel, in welchem eine Amphibie Klettern lernt und zur Belohnung einen Jodler dargeboten bekommt

 

Der alte Lungenfisch Ärwin hatte es sich also gerade in einem Steinbett bequem gemacht und lag geschützt und mit bester Aussicht auf das, was gleich vor der Sonne geschehen sollte, auf dem Bauch. Neben ihm war ein kleiner Tümpel mit leckeren Algen, Schlickwürmern und einigen exotischen Urzeitpflanzen.

Ihm fehlten nur noch weiche Pantoffeln an den Flossen, aber die hatte damals noch keiner erfunden. Es gab nämlich noch keine Erfinder oder andere Menschen. Gerade als er überlegte, was das denn sein sollte, was da heranbrauste, veränderte es sich auch schon. Grüne, blaue, gelbe und vor allem rote Funken stoben vorne aus der Riesenkugel. Das sah phantastisch aus. Die Riesenkugel begann heftig zu schlingern und plötzlich bekam sie einen gewaltigen Lichtschweif, der nach vorne züngelte, wie ein feuerspeiender Kugeldrachen. Gleichzeitig wurde das Gebilde langsamer und der Fisch konnte Einzelheiten erkennen.

Die Kugel war wirklich außerordentlich groß. Es gab Krater auf ihr zu sehen, und vorne dran, zwischen den beiden größten Kratern, klemmte ein komisches Gebilde, wie ein Pickel auf einer Hexennase. Aus diesem Pickel kamen die Feuerbündel. Dann öffnete sich der Pickel und irgendetwas schaute aus einer Luke heraus, schloss diese aber bald wieder und dann geschah nichts weiter, außer daß die Kugel noch größer wurde. Sie wuchs aber nicht nur, bis sie ihm wie ein großer Berg vorkam, sondern sie flog auch auf ihn zu. Jetzt wurde es ihm allerdings doch etwas mulmig. „Will das Dings etwa in meinem See landen?“ fragte er sich. Die Antwort folgte prompt, denn während die Feuerzungen auf die Seeoberfläche gerichtet waren, verdampfte auch schon eine große Menge Wasser und in dem Dampf und Nebel sah er erst mal gar nichts. Also verpasste er auch den Augenblick, als die Pomponeller aus ihrer Kapsel in das Innere des Kometen kletterten. Er verpasste aber noch viel mehr. Denn obwohl er den allerbesten Platz hatte, um die erste Landung Außerirdischer auf der Erde zu beobachten, gab es nicht viel zu sehen. Es wurde nur immer lauter, immer nebeliger und immer rumpeliger. Dann regnete es Schlamm und Seegras und sein leckeres Knabberzeugs wurde ganz dreckig und er auch. „Verflixt“, schimpfte er, aber nach und nach hörte der Krach auf, dann das Rumpeln und schließlich, sehr langsam, wurde die Luft wieder durchsichtiger. Als sich der Dampf dann komplett verzogen hatte, lag vor ihm die Riesenkugel und zitterte noch. Sie sah aus, wie ein Ei im Eierbecher, nur daß der Eierbecher sein Schlammsee war. Eine Menge Wasser war verdampft und noch mehr war übergelaufen. Das machte dem Lungenfisch nichts aus, denn er konnte ja sowohl an Land als auch im Wasser leben. Er rieb sich den Schlamm aus den Augen und schimpfte über sein dreckiges Abendessen. Er stand bis zur Bauchflosse im Morast.

Als auch das übergelaufene Seewasser sich verzogen hatte wurde der Fisch beweglich. Lungenfische sind neugierig, sonst hätten sie ja niemals aus dem Wasser geschaut. Der Kugelberg bewegte sich nicht mehr und der Dampf hatte sich gelegt. Es sah friedlich aus und der einzige Unterschied zu vorher war, daß dort ein kleiner Berg stand, wo vorher eine schöne Aussicht gewesen war. Bestimmt war die Aussicht von dem Berg dort oben in die Umgebung noch besser als die Aussicht über den See zuvor gewesen war. Um die zu genießen musste er allerdings klettern. Der Lungenfisch wusste nicht, ob er klettern konnte. Er hatte es noch niemals in seinem langen Leben ausprobiert. Also aß er seine Schlickwürmer, mampfte die dreckigen Urzeitpflanzen und schlürfte vorsichtig etwas Wasser aus seinem kleinen Tümpel. Dann setzte er tapfer eine Flosse vor die andere und kam an den Fuß des Kometen. Die Krater bildeten Vorsprünge und er schaffte es - mit einiger Mühe zwar - bis in eine Höhe von dreißig Metern. Jetzt war er an einer schwierigen Stelle angelangt und konnte erst mal weder vor noch zurück. Das fand er schade, denn er hatte langsam Spaß am Klettern gewonnen. Da er aber nichts machen konnte schaute er sich erst mal um. Selbst von hier, noch gar nicht so richtig hoch auf dem neuen Berg, konnte er schon so weit schauen, wie noch nie zuvor. Er sah, dass dort hinter dem alten Wald ein weiterer See war und dass sich dann eine Kette mit sanften Hügeln anschloss. Er freute sich auf weitere Ausflüge in die Gegend, die er erst jetzt kennenlernen konnte, da er sich entschlossen hatte an Land zu leben. Erst einmal musste er nun von diesem Berg runter oder, stopp, noch besser, zuallererst auf ihn hoch. Denn er wollte noch viel, viel mehr Aussicht genießen. Weil er aber nicht weiterkam und deshalb zuerst in die Ferne geguckt hatte, sah er nicht, dass ganz in seiner Nähe etwas sehr interessantes war. Das sah er erst nach weiteren zehn Minuten In-die-Ferne-Schauens und Staunens. Also......  erst...... jetzt...: dort, fast in seiner Reichweite war eine Türe.

Der Lungenfisch kannte keine Türen. In seinem See hatten alle Fische vor ihren Höhlen Vorhänge. Das war praktischer. Man konnte keinen Schlüssel vergessen oder verlieren, weil es keine Schlösser gab und die Fische vertrauten einander und waren sowieso meistens miteinander befreundet. Der Lungenfisch wusste also nicht, dass das, was er sah, eine Türe war, aber es war eine. Die erste Türe auf der Erde. Und sie sah anders aus, als alles, was er bisher gesehen hatte. Und nur darum versuchte er, sich dieses Ding näher anzuschauen. In die Richtung der Türe konnte er sogar noch ein bisschen weiterklettern. Das hatte er vorher noch nicht versucht, weil es zur Seite ging und nicht hoch oder runter. Aber die Türe lockte ihn so sehr, dass er seine Anstrengungen verstärkte. Und siehe da, einen kleinen Steinhaufen musste er noch überwinden und schon stand er vor der Tür.

Ein Lungenfisch ist überhaupt nicht zum Klettern geboren. Das hatten wir schon bemerkt. Er war auch nicht zum Leben an Land geboren. Er hatte sich einfach über sein Schicksal hinweggesetzt. Und dieser Lungenfisch, der da so tollpatschig im Berg hing, sah auch nicht so aus, als sollten die Lungenfische mal Bergsteiger werden. Wenn es nicht so gefährlich wäre, was er da in seiner Neugierde veranstaltete, hätte man als Beobachter sogar herzlich darüber lachen können. Aber wir haben ihm lieber die Daumen gedrückt und er hat es deshalb bis zur Türe geschafft. Das haben wir gut gemacht.

Jetzt stand der alte Lungenfisch auf allen vier Flossen auf einem kleinen Steinhaufen, der neben der Türe lag. Er schaute sich in aller Ruhe an, was da vor seinen Kiemen  prangte. Mit seinen starken Lippen berührte er erst die Türangeln, dann die Klinke und dann verlor er das Gleichgewicht. Der Steinhaufen war nicht so stabil geschichtet, wie es schien. Er war erst bei der Landung der Pomponeller auf der Erde entstanden, als alle losen Steine auf dem Meteoriten verrutscht waren und erst an einem größeren Felsen oder in einer Vertiefung zur Ruhe gekommen waren - oder eben vor einer Türe. Der Lungenfisch rutschte auf die Türe zu und erkannte erst in diesem Moment, wozu sie gut ist. Sie verschließt etwas. Oder sie wird geöffnet.

Als der Lungenfisch Hals über Kopf durch die Türe polterte, die sich durch das Gewicht der rutschenden Steine öffnete, wurde er mit einem triumphalen Gesang empfangen.

 

Kol und Vol indessen hatten es sich in ihrer Höhle gemütlich gemacht. Es nützte ja alles nichts. Sie waren gefangen und wollten raus. Gewalt war aussichtslos, denn der Meteorit war aus festen Stahlplatten zusammengeschraubt und mit Steinen verkleidet, damit er bei der Reise durch den Weltraum den Dinosauriereiern Schutz bieten würde. Alles Graben oder Bohren wäre vergebens, nur die Leiter ihrer Landefähre war stark genug gewesen, die stabile Hülle zu durchschlagen. Aber die Landefähre lag vergraben im Schlamm des urzeitlichen Sees auf dem neuentdeckten Planeten Erde und konnte ihnen nicht mehr helfen. Alles was sie noch hatten waren ihre Rucksäcke mit der Expeditionsausrüstung, die technischen Geräte, die sie aus der Landekapsel gerettet hatten, ihre Raumanzüge, die selbstleuchtenden Raumfahrerhelme und ihr Mut und ihre Zuversicht. Und sie hatten einander. Zwei Pomponeller zusammen sind unschlagbar. Sie wurden allerdings auch nicht angegriffen. Es war also schön, dass sie schwer zu besiegen waren, aber im Moment eigentlich auch egal. Während Ärwin der Lungenfisch also kletterte und staunte, hatten sie jetzt Zeit genug, ihr Gefängnis zu untersuchen. Die Dinosauriereier hatten sie schon gesehen, also wandten sie sich dem gigantischen Ofen in der Mitte der Höhle zu. Er war mit sechs langen Streben, nach oben, unten, rechts, links, vorne und hinten, an die Außenwände der Hohlkugel befestigt und befand sich genau in der Mitte des Kometen. Kol und Vol konnten noch nicht viel davon sehen, denn ihre Helmlampen erleuchteten den riesigen Raum nur unvollkommen. Sie konnten gut sehen, was vor ihnen war, aber alles was weiter weg war als zwanzig Schritte, konnten sie nur schemenhaft erkennen. Eine der Streben, die den Ofen hielten, war dicht bei ihnen, nur, wenn sie versuchen würden, hier hochzuklettern, müssten sie ungefähr einhundert Meter steil nach oben klettern.

„Es ist besser, wenn wir uns eine der waagerechten Streben aussuchen“ sagte Vol. Sie folgten einer der Rampen nach oben und schauten auf dem gewundenen Weg immer wieder in die Höhlen um zu sehen, ob die Eier heil geblieben waren. „Wir sind ja butterweich gelandet, wie auf einem Daunenkissen. Kein einziges Ei ist kaputtgegangen. Warum sind die da oben eigentlich nicht runtergefallen?“

Das war ein weiteres Rätsel, das es noch zu lösen galt. Bald erreichten Kol und Vol die waagerechte Strebe. Sie war kunstvoll gearbeitet und an dieser Stelle mit den herrlichsten Verzierungen und Ornamenten versehen. Vielleicht waren das Schriftzeichen. Vol fühlte mit ihren Fingern über die fremden Zeichen. Sie konnte keinerlei Unregelmäßigkeiten feststellen. Das war sehr saubere Arbeit. Jetzt wäre die Hilfe von Fridi, der Dolmetscherin hilfreich. Aber Fridi war auf der „Wagemut II“ und die war im Moment für sie unerreichbar.

Als Kol und Vol die Strebe näher untersuchten, sahen sie, dass die geheimnisvollen Erbauer des Kometen einen Laufsteg daran befestigt hatten. Diese Strebe war also zum Begehen vorgesehen. Man könnte darauf zum Mittelpunkt des Kometen laufen. Allerdings zeigte die Lauffläche schräg nach unten. Sie waren eben nicht so gelandet, wie es vorgesehen war. Umso erstaunlicher, dass nichts kaputt gegangen war. Die Lauffläche war unbegehbar, aber den Handlauf konnten sie immerhin dazu benutzen, ihre Karabinerhaken mit den Seilen einzuklinken.

„Wenigstens etwas Sicherheit beim Balancieren ohne Netz und doppelten Boden“, meinte Kol und schwang sich auf die Strebe. Vol folgte ihm. Als sie schon eine Weile gegangen waren meinte Vol: „Dieses Metall ist anders, als alles was wir kennen, oder?“ – „Ja, es ist sehr glatt und sehr rutschig. Man kann sich kaum drauf halten.“ Während Kol das sagte, rutschte er auf einmal aus und ruderte wild mit den Armen. Das sah so lustig aus, das Vol lachen musste und darüber selbst das Gleichgewicht verlor. Sie hatte sich wie Kol auch an eines der feststellbaren Gummiseile gebunden und leider vergessen den Feststellknopf zu drücken. Diese Seile waren wunderbar. Denn wenn man den Feststellknopf drückt, bleiben sie in der Länge, die sie haben. Wenn man den Knopf noch mal drückt, kann man sie auseinanderziehen, bis zur maximalen Länge von vielen, vielen fast hundert Metern. Und wenn sie lang sind und man drückt den Knopf nochmal, dann ziehen sie sich wieder zusammen. Als Vol in das Seil fiel war sie noch voller Vertrauen, aber als das Seil immer länger wurde und ein Ende nicht abzusehen war, als der Boden immer näher kam und der Fahrtwind ihren Raumanzug flattern ließ, da quiekte sie vor Schreck laut auf. Der Knopf zum Feststellen des Seils war nicht an ihrem Ende des Seiles und Kol war die einzige Rettung. Der hatte sehr wohl bemerkt, was seiner Freundin passiert war. Er war allerdings immer noch damit beschäftigt, sein eigenes Gleichgewicht wieder zu finden. Und trotzdem er es gerade fast gefunden hatte rief er: „Ach zum Donner mit dem Gleichgewicht“, und sprang mit einem eleganten Satz, Kopf und Hände voran, auf Vols Gummiseil zu. Im allerletzten Augenblick erreichte er den Feststellknopf und drückte ihn, bevor sein eigenes Seil ihn ruckartig bremste. Das war gottseidank fixiert.

Vol bremste keine halbe Pomponellerlänge vor dem Boden, aber da Kol den Knopf in der Eile nicht nur einmal gedrückt hatte, schnurrte das Gummiseil wieder zusammen und Vol flog gleich wieder ihrem Freund entgegen. Als sie seine Höhe erreicht hatte, hatte auch ihr Seil die kürzeste Länge erreicht und sie hingen einträchtig nebeneinander und schaukelten hin und her und schauten sich erstaunt an. „Da könnte man glatt eine neue Sportart draus machen“, sagte Vol. Sie hatte sich schon wieder beruhigt und jetzt schaukelten beide einträchtig nebeneinander an ihren Seilen. „Ich glaube, ich werde mir das mal überlegen, wenn wir wieder auf Pomponella sind. Da gibt`s einige schöne Hochhäuser und Türme.“

Ein paar Augenblicke später waren die beiden Astronauten schon wieder auf ihrem Metallpfad und wunderten sich zum wiederholten Male: es wurde kaum wärmer, je näher sie an den Ofen herankamen. Irgendetwas da drinnen schaffte es, den großen Raum der Höhle überall gleichmäßig zu erwärmen. Und das widersprach nun wirklich allen Naturgesetzen. Der Ofen war nur noch wenige Meter von ihnen entfernt und sie hatten eigentlich erwartet, dass sie ihre Hitzeschutzschilde aktivieren müssten, aber es war hier nicht viel wärmer als am Boden der Hohlkugel. Und immer noch war keinerlei schädliche Strahlung festzustellen. „Schau mal, Vol, im Ofen sind lauter kleine Kugeln. Die sind wohl so warm“. – „Die sind erstaunlicherweise außerdem völlig ungefährlich. Es gibt keinerlei Strahlung außer der Wärmestrahlung, rein gar nichts. Die Giftsensoren zeigen auch nichts an. Auch keine Radioaktivität. Das ist seltsam. Wir nehmen uns am besten jeder ein bis zwei Kugeln mit, dann brauchen wir in keinem Winter mehr zu frieren.“.

Die eiskalten Winter auf Pomponella waren das einzige auf ihrem schönen Planeten, das unsere Freunde nicht mochten (Ach ja, und auf fast allen Planeten, die sie bisher entdeckt hatten, war das Essen besser.). Diese kalten Winter kamen zwar nur alle paar Jahre vor, da nur dann alle fünf Sonnen gleichzeitig ihren Tiefststand hatten, aber dann wurde es dort richtig kalt. Und diese sehr seltenen pomponellischen Winter dauerten manchmal so lange, dass man irgendwann keine Lust mehr hatte, Schneeschweine zu bauen oder Schlitten zu fahren. Die Kinder auf Pomponella fuhren sowieso lieber mit ihren selbstgebauten Seifenkisten. Zum Schlittschuhfahren waren die jungen Pomponeller meistens zu schwer. Das ging erst nach zwei Monaten Frost, wenn die Seen so dick zugefroren waren, dass die Eisschicht die kleinen mopsigen Kinder tragen konnte.

Übrigens war Fridilisikusi Rumdrewortilla, die Ultraübersetzerin, in ihrer Jugend mehrfache Eiskunstlaufmeisterin auf Pomponella gewesen. Sie war ja, wie schon gesagt, sehr zierlich und hatte somit als eine der ersten die Gelegenheit, aufs Eis zu gehen und konnte natürlich dadurch auch am längsten trainieren. Aber das interessierte ja eh kein Schwein.

Als Kol und Vol schließlich am Ofen standen und sich die Kugeln einstecken wollten, merkten sie erst mal, wie schwer die waren. Die Kugeln waren alle ungefähr so groß wie ein Kohlkopf, wogen dabei aber circa zwanzig Kilogramm. Wenn jeder zwei bis drei mitnehmen wollte dann könnte es mit dem Zurückbalanzieren schwierig werden. „Jetzt wäre mein neuentdeckter Sport von Vorteil.“ - Vol war sehr praktisch veranlagt, und neu entdeckte Dinge mussten sofort in die Tat umgesetzt werden. „Ich entriegele mein Gummiseil, nehme zwei Kugeln und lasse mich fallen. Unten lasse ich die Kugeln liegen und fliege dann wieder hoch“. „Ja“, sagte Kol. „Und ich muss nur noch im richtigen Moment auf den Knopf drücken, damit du beim Wiederhochkommen noch alle Knochen heile hast. So einfach ist das.“ – „Stell dich nicht so an. Die einzige Schwierigkeit ist doch nur die schlechte Sicht. Alles andere ist ein Kinderspiel.“

Es war ein gefährliches Kinderspiel und euch empfehle ich so etwas gar nicht, oder nur, wenn ihr ähnlich wertvolle Gegenstände retten wollt wie die beiden Pomponeller und absolut zuverlässige Freunde bei euch habt und mindestens ein Super-Pomponeller-Auszieh-Seil.

Fünfzehn Mal sprang Vol in die Tiefe und dreimal war es sehr, sehr knapp, weil Kol den Knopf fast zu spät drückte. Dreißig Kugeln lagen jetzt unten und im Ofen waren immer noch Hunderte. Aber dann meinten beide, dass es jetzt reiche und machten sich auf den Rückweg. Diesmal ging alles gut und eine halbe Stunde später waren Kol und Vol wieder bei der Türe, wo die Kugeln schon auf sie warteten. Alle wollten raus.

Kol und Vol hatten sich gerade entschieden, noch ein bisschen zu spielen oder zu singen, oder ein paar Würmer zu essen - so ganz waren sie sich noch nicht einig. Jedenfalls wollten sie nach dieser Ruhepause das Projekt „Befreiung aus der Riesenkugel“ in Angriff nehmen, aber es war schon nicht mehr nötig. Denn holterdiepolter stolperte ein Fisch durch die Türe und gottseidank brachte er einen Steinhaufen mit, der den Eingang blockierte, so dass die Türe nicht mehr zuschlagen konnte.

Kol und Vol waren gerettet und bejubelten das erst mal ausgiebig.

Für den Lungenfisch, der in seinem ganzen Leben noch nichts anderes als das Blubbern unter Wasser und die leisen Geräusche vom Wind und von den Rieseninsekten über Wasser gehört hatte (und hin und wieder mal den Lärm von einem Vulkanausbruch oder einem Erdbeben), hatte das Jubeln, weil pomponellisch ja für fast alle Weltraumbewohner wie Musik klingt, wie etwas geklungen, was er sofort sympathisch fand. Es war laut und melodisch. Er hatte in seinem Leben noch niemals Musik gehört. Aber er wünschte sich sofort, er könnte auch so seltsame, schöne und beeindruckende Geräusche machen, wie diese beiden komischen Gestalten vor ihm, die mit einem funkensprühenden Riesenball, in dem es für einen Lungenfisch recht warm war, auf seinem Planeten gelandet waren.

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